Biodiversitätslehrpfad am Tauberbischofsheimer Stammberg wurde eröffnet
"Ich habe mit großer Freude vernommen, dass Tauberbischofsheim die erste Kommune im Regierungsbezirk Stuttgart ist, die mit der Schaffung des Biodiversitätspfades ein solches Projekt umgesetzt hat", richtete sich Bürgermeisterin Anette Schmidt während ihrer Rede an Dr. Kurt Mezger vom Regierungspräsidium Baden-Württemberg. Dieser und einige seiner Kollegen waren von Stuttgart aus in den Stammbergwald gekommen, um an der offiziellen Eröffnung teilzunehmen und anschließend mit den Rundgang durch den neuen 3,6 Kilometer langen Biodiversitätslehrpfad zu laufen. Ebenfalls eingeladen waren die Beteiligten des Projekts, wie Personen von der Stadt Tauberbischofsheim als Waldbesitzer, Antragsteller, Umsetzer und Pfleger, von der Schutzgemeinschaft Deutscher Wald (SDW) als Initiatoren des Arboretums und Pflanzer und Pfleger, vom Naturschutzbund (NABU) Tauberbischofsheim als Berater für die Vogeltafel, von der Landesforstverwaltung als Berater, Umsetzer und Pfleger, von der Jagdpächtergemeinschaft als Umsetzer und Pfleger, von verschiedenen Baufirmen und vom Kiwanis Service Club als Spender des Schleichpfades.
Bürgermeisterin Schmidt erklärte: "Seit 1937 ist hier ein Naturschutzgebiet ausgewiesen, das immer wieder erweitert wurde und zu den ältesten und größten Naturschutzgebieten in Baden-Württemberg zählt." Dazu gehöre auch der „Bannwald“, der schon über 50 Jahre existiere: "Es erfüllt mich mit Stolz, dass wir dieses wunderbare und vielfältige Stück Natur für die Zukunft bewahren werden. Mehr noch – es ist nun ein Erlebnisort für unsere Bürgerinnen und Bürger und die Gäste der Region geschaffen worden. Ich hoffe, dass die Besucherinnen und Besucher ganz viel Information mitnehmen und dass das Wissen und das Umweltbewusstsein in der Bevölkerung dadurch größer werden wird, wie ein Samenkorn das aufgeht."
Hervor hob Anette Schmidt die Leiterin der Stabsstelle Wirtschaftsförderung, Dr. Sabine Münch, die den Lehrpfad initiiert und engagiert begleitet habe: "Sie hat 2021 die Fördergelder beantragt und konnte alle Interessengruppen rund um den Wald für das Projekt begeistern - angefangen bei der Stadt als Eigentümerin, dem Forstamt und der Jägerschaft bis zu NABU und SDW."
Dr. Kurt Mezger von der Abteilung Landwirtschaft, Ländlicher Raum, Veterinär- und Lebensmittelwesen des Regierungspräsidiums Baden-Württemberg erläuterte in seiner Ansprache, welche Kriterien für einen solchen Biodiversitätslehrpfad innerhalb des Förderprogramms "Blühflächen und Biodiversitätspfade" erfüllt sein müssen. "Baden-Württemberg nimmt seine Verantwortung für den Artenschutz sehr ernst". In einem gemeinsamen Schulterschluss von Naturschutzverbänden, Bauernverband, Politik und vielen anderen sei 2020 das Biodiversitätsstärkungsgesetz hervorgegangen und der Biodiversitätslehrpfad eine Maßnahme daraus. Das Programm sei eine Stärkung der Biodiversität, aber auch dazu da, das Thema "plakativ zu machen". Man wolle dem Rückgang von Arten und Lebensräumen entschlossen entgegentreten. Er wünschte "viel interessierte Besucherinnen und Besucher."
Nach den Reden konnten die Gäste entscheiden, ob sie an einer kurzen Begehung über das Arboretum, geführt von Tobias Hornung, Vorsitzender des SDW-Kreisverbands Main-Tauber, teilnahmen oder die lange Version mit Förster Hans-Peter Scheifele auswählten. Dieser ging während seiner Führung unter anderem auf die Ausgestaltung und Besonderheiten des Pfads, aber auch auf gewisse Widersprüche ein, mit denen das Forstamt bei seiner tagtäglichen Arbeit konfrontiert sei. Beispielsweise bei den Themen Jagd und die Kontrolle von Wildtierbestand, Holz als Rohstoff und Bewirtschaftung von Wäldern oder Totholzhaufen: "Sauber ist nicht gleich gut", meinte er dazu und beschrieb wie auch abgefallene und abgesägte Äste und Stämme als Lebensraum dienen können.
Informationen
Die 16 Stationen des Biodiversitätslehrpfads im Stammbergwald samt Rochlitzbuche, einer etwa 1770 angepflanzten Rotbuche, und einem Riesen-Mammutbaum, der 1984 gepflanzt wurde, sind:
1) Start am Parkplatz: Informationen zu den QR-Codes, die den Weg digital erlebbar machen sollen, Waldregeln und Rettungspunkten sowie Listung der Sponsoren.
2) Arboretum: Auf rund 5000 Quadratmetern Wissenswertes über heimische Baumarten und Baumgesellschaften.
3) Forschungswald zum Klimaschutz: Forschungswald mit 250 Atlaszedern und 200 Sträuchern.
4) Blühwiese:Freiflächen im Wald ideal für Blumen und Wildkräuter.
5) Jagd im Wandel: Infos dazu und ein Schleichpfad für Kinder.
6) Fuhrmannsloch: Eine Doline, die in der Vergangenheit die Phantasie der Einheimischen anregte. In Tauberbischofsheim kennt man dazu die Sage vom Fuhrmannsloch.
7) Heimische Vögel: Tafel mit einheimischen Vögeln. Wenn man die QR-Codes scannt, hört man ihren Gesang.
8) Waldrand: natürlich gewachsen.
9) Forstwirtschaft: Holz als Rohstoff.
10) Bannwald: Anfänglich "nur" ein Naturschutzgebiet wurden 1970 Teile des Waldes zum Bannwald erklärt. Ab diesem Zeitpunkt wurde der Wald sich selbst überlassen.
11) Waldrefugium Urwald: Diesen Wald zeichnet aus, dass er mindestens 100 Jahre alt sein muss und nicht von Menschen gepflegt und bewirtschaftet wird.
12) Gras-Kraut-Säume: Wildblumen im Wald.
13) Totholzhaufen: Totholzhaufen sind kleine Biotope im großen Naturkosmos.
14) Dornenbüsche: Dort fühlen sich kleine Tiere wohl, denn die dornigen Pflanzen halten Menschen und größere Tiere auf Abstand.
Weitere Angebote wie ein integrierter Achtsamkeitspfad sollen folgen.
Text von Linda Hener (Main-Echo).