Neue Informationstafeln zum Schutz der Tier- und Pflanzenwelt sowie zur Besucherlenkung

Regierungspräsidium Stuttgart und Stadt Tauberbischofsheim weihen neue Informationstafeln ein

Wo noch bis vor zwanzig Jahren Panzer fuhren, konnte das Regierungspräsidium Stuttgart dank der Unterstützung der Stadt Tauberbischofsheim und des NABU im Jahr 2014 eines der hochwertigsten Naturschutzgebiete des Landes ausweisen. Der ehemalige Standortübungsplatz „Brachenleite“ wurde seither als Lebensraum für Tiere und Pflanzen sowie als Naherholungsgebiet erhalten und weiterentwickelt.

Neu sind drei Informationstafeln, die über geschichtliche und naturkundliche Besonderheiten im Naturschutzgebiet informieren und zu einem Spaziergang einladen. Ulrike Möck, Leiterin des Referats Naturschutz und Landschaftspflege am Regierungspräsidium Stuttgart, und Anette Schmidt, Bürgermeisterin der Stadt Tauberbischofsheim, haben die Tafeln gestern enthüllt und der Öffentlichkeit übergeben.

Ulrike Möck, Regierungspräsidium Stuttgart, Anette Schmidt, Bürgermeisterin Stadt Tauberbischofsheim und Udo Fehringer, NABU-Gruppe
Tauberbischofsheim enthüllen die Infotafeln.
Weiter Ausblicke im Naturschutzgebiet Brachenleite. Foto: Armin Härtig.

„Naturschutz und Naherholung schließen sich nicht aus. Im Gegenteil: Hier ist es gelungen, Naturschutz und Erholung in Einklang zu bringen. Einheimischen und Gästen steht ein gut beschildertes Wegenetz zur Verfügung, das auf der Infotafel abgebildet ist. Andere Wege wurden zum Schutz von Pflanzen und Tieren gesperrt. Alle, die sich an die Regeln im Naturschutzgebiet halten, helfen mit, dieses tolle und wertvolle Gebiet zu erhalten“, erklärte Regierungspräsident Wolfgang Reimer anlässlich der Enthüllung der Tafeln. Ulrike Möck sagte: „Ein halbes Jahrhundert weder Düngung noch
Spritzmittel, stattdessen extensive Schafbeweidung, damit das Gebiet nicht zuwächst – so sind einmalige Bedingungen für viele selten gewordene Tiere und Pflanzen entstanden.

Wiesen und Gehölzgruppen im Naturschutzgebiet Brachenleite. Foto: Marlies Jütte/NABU

Die neuen Informationstafeln stehen am Ende der Zufahrtsstraße von Tauberbischofsheim zum Naturschutzgebiet, nahe dem ehemaligen Munitionslager. Besucherinnen und Besucher erfahren dank der Tafeln wie die Brachenleite zum Naturschutzgebiet wurde, welche Pflanzen und Tiere dort beobachtet werden können und wie die artenreichen Halbtrockenrasen auf Dauer erhalten werden sollen. Auch werden die Besucherinnen und Besucher unter anderem darüber informiert, dass über 800 Tierund Pflanzenarten in dem 64 Hektar großen Naturschutzgebiet nachgewiesen wurden
und Orchideen, Schmetterlinge und Heuschrecken selbst am Wegrand zu sehen sind. Auf den Tafeln wird außerdem erklärt, welchen Zweck eine Schafherde dort oben erfüllt und was die Raupen des Kreuzenzian-Ameisenbläulings in Ameisennestern tun.

„Das Naturschutzgebiet Brachenleite wird schon jetzt von unseren Bürgerinnen und Bürgern sehr geschätzt. Spaziergänge hier durch wertvolle Flora und Fauna auf einem wahren Sonnenplateau unserer Stadt haben zu jeder Jahreszeit einen hohen Erholungswert. Natur genießen, Natur beobachten, Natur erleben – das ist hier möglich, dafür bedanken wir uns beim Land und beim NABU, vertreten durch Herrn Fehringer, ganz herzlich“, betonte Anette Schmidt.

„Durch die baulichen Veränderungen im ehemaligen Kasernenbereich tritt der typische Charakter der Kaserne immer weiter in den Hintergrund. Dabei bleibt jedoch, neben dem hohen ökologischen Wert des Gebiets, das Erscheinungsbild des ehemaligen Standortübungsplatzes als Relikt unverändert erhalten und erinnert an die damaligen positiven Auswirkungen auf die Entwicklung der Stadt Tauberbischofsheim“, sagte Udo Fehringer vom NABU.

Die ehrenamtlich seitens des NABU Mitwirkende Marlies Jütte erklärte: „Das Naturschutzgebiet Brachenleite steht jedem Erholungssuchenden völlig unentgeltlich zur Verfügung - ein Geschenk, das unsere Wertschätzung verdient.“

Auf der Übersichtstafel ist ein Luftbild der Brachenleite abgebildet. Man erkennt hierauf, wie reich strukturiert das Naturschutzgebiet im Vergleich zur Umgebung mit gleichförmigen Wald- und Ackerflächen ist. Auf diesem Luftbild sind zur Besucherlenkung die zum Begehen und Radfahren zugelassenen Wege gekennzeichnet. Diese Wege sind durchgehend mit kleinen Schildern markiert, die einen Schmetterling zeigen. Dies hilft den Menschen, die das Naturschutzgebiet erkunden möchten, schnell zu erkennen, auf welchen Wegen sie das Gebiet am besten erkunden können und dürfen. „Mit den Tafeln für die Besucherlenkung schützen wir den wertvollen Lebensraum für Tiere und Pflanzen“, betonte Möck.

Zwei weitere Tafeln informieren die Besucherinnen und Besucher über die Nutzungsgeschichte und verschiedene für das Gebiet typische Pflanzen- und Tierarten. Beispielsweise über den Kreuzenzian-Ameisenbläuling. Nur wenige wissen, dass die Raupen dieses Schmetterlings Beziehungen zu Ameisen pflegen, der frisch geschlüpfte Falter aber schnell ein Opfer dieser Bindung werden kann. Wer nicht so geübt ist, Pflanzen und Tiere in der Natur zu entdecken, kann auch die Fotos auf den Infotafeln betrachten.

Hintergrundinformationen:

Das Naturschutzgebiet „Brachenleite“ liegt östlich von Tauberbischofsheim auf einer Meereshöhe von 300 bis 330 Metern. Geologisch steht hier der Obere Muschelkalk an. Ursprünglich war die Brachenleite Ackerland und Jungviehweide. Mit der militärischen Nutzung von etwa 1960 bis 2008 gingen die Weide- und Ackerflächen rasch in Brachland und Wiesen über. Damit der Standortübungsplatz nicht zuwuchs, weidete dort regelmäßig eine Schafherde. Nach der Auflösung des Bundeswehrstandorts Tauberbischofsheim konnte die Brachenleite neu genutzt werden. Mitglieder der
NABU-Gruppe Tauberbischofsheim stellten fest, dass sich über die Jahrzehnte Halbtrockenrasen mit seltenen Pflanzen- und Tierarten entwickelt hatte und regten ein Schutzgebiet an.

Nach einem öffentlichen Beteiligungsverfahren erklärte das Regierungspräsidium Stuttgart im Jahr 2014 die Brachenleite auf einer Fläche von 64 Hektar zum Naturschutzgebiet. Schutzzweck ist die Erhaltung und Pflege von extensiv beweideten Halbtrockenrasen, artenreichen Wiesen, Hecken, Streuobstflächen und einem Hutewald als Lebensräume seltener und gefährdeter Pflanzen- und Tierarten. Bei der Landschaftspflege arbeitet das Regierungspräsidium Stuttgart mit dem Kommunalen Landschaftspflegeverband Main-Tauber e. V., der Stadt Tauberbischofsheim, der
NABU-Gruppe Tauberbischofsheim und einem Landwirt zusammen. Die Schafbeweidung wird durch die Naturschutzverwaltung finanziell gefördert. So finden gefährdete Arten hier auch künftig ideale und durch das Naturschutzgebiet gesicherte Lebensbedingungen vor

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