Der Gemeinderat hat abgestimmt

Vorerst kein Hallenbad-Neubau

Im Mai hat sich der Gemeinderat von Tauberbischofsheim mehrheitlich gegen einen Hallenbad-Neubau zum jetzigen Zeitpunkt entschieden. In der öffentlichen Sitzung votierte man mit 16 Stimmen für die Einstellung von weiteren Planungen. Es gab vier Gegenstimmen und keine Enthaltung. Im wesentlich schloss man sich damit den Ausführungen der Sitzungsvorlage an.

Der Wunsch nach einem neuen Hallenbad in der Kreisstadt ist bei einigen Bürger*innen seit Jahren sehr präsent. Insbesondere im Zusammenhang mit der Entscheidung über die dauerhafte Schließung der Kleinschwimmhalle im Haus Heimberg wird über den Neubau eines Hallenbades intensiv diskutiert. Die Notwendigkeit einer Möglichkeit für Schwimmkurse, Gesundheitssport im Wasser und Schwimmtraining steht außer Frage. Dass Kinder schwimmen lernen können, dass für die Schulen Schwimmunterricht möglich sein sollte und dass Bewegung im Wasser die Gesundheit fördert – alle diese Aspekte sprechen für den Bau eines Hallenbades.

Diskussionsgrundlage ist die aus dem Jahr 2017 vorliegende Machbarkeitsstudie der Kannewischer Management AG mit den Varianten „Klassisches Sportbad“ oder „Lehrschwimmbecken“ am Standort Freibad. Die Kosten für einen Neubau und insbesondere die jährlichen Unterhaltungsaufwendungen für ein Hallenbad werden ebenfalls in der Studie aufgezeigt. Der Gemeinderat der Stadt Tauberbischofsheim hat sich in mehreren Sitzungen mit dieser Thematik auseinandergesetzt. Auch Vertretergruppen der bisherigen Nutzer der Kleinschwimmhalle wurden gehört.

Der Neubau und Betrieb eines Bades ist mit immensen Kosten verbunden, auch für ein Allwetterbad oder eine andere Badform. Zur Zeit gibt es keine Möglichkeit für den Neubau oder die Sanierung von Bädern Zuschüsse vom Bund und Land aus den Förderprogrammen „Sanierung kommunaler Einrichtungen in den Bereichen Sport, Jugend und Kultur“ und „Investitionspakt zur Förderung von Sportstätten“ im Rahmen der Städtebauförderung zu beantragen. Auch für die Kosten des laufenden Betriebs (Unterhalt) gab und gibt es weder vom Bund noch vom Land eine
Bezuschussung.

In der Machbarkeitsstudie werden jährliche Kosten von ~ 600.000 € und ein jährliches Defizit von ~ 400.000 € genannt. In der Summe von Freibad und Hallen- bzw. Kombibad wären dies über 1,1 Mio. € jährlich, die die Stadt ausschließlich für ihre Bäder aufbringen müsste. bei Investitionen in Millionenhöhe bilden schon die sogenannten kalkulatorischen Kosten (Abschreibung und kalkulatorische Zinsen) einen großen Anteil. Diese zu veranschlagen ist gesetzlich vorgeschrieben und sie müssen ausgewiesen und gedeckt werden. Um die Deckung des durch ein Hallenbad entstehenden jährlichen Defizits zu gewährleisten, müssten diese Gelder an anderen Stellen eingespart werden. Betroffen wären nahezu sämtliche freiwilligen Aufgaben der Stadt, wie z.B. Musikschule, Mediothek und Vereinsförderung.

Außerdem ist derzeit noch nicht absehbar, welche mittel- und langfristigen Auswirkungen die Corona-Krise auf den städtischen Haushalt und die Staatfinanzen haben wird. Die Stadt hat aufgrund guter Vorjahre hohe Liquiditätsreserven geschaffen. Die Finanzierung der Kosten für einen Hallenbadneubau abzüglich einer Bundes- oder Landesförderung wäre ggf. möglich. Allerdings steht die Stadt vor weiteren teilweise bereits begonnenen finanziellen Herausforderungen bzw. zwingend notwendige Großinvestitionen insbesondere im Betreuungs- und Bildungsbereich und im Bereich der kommunalen Infrastruktur. Diese zählen zu den Pflichtaufgaben einer Kommune, wogegen ein Schwimmbad eine freiwillige Leistung ist.

Der Wunsch eines Teils der Bürger*innen nach einem Hallenbad in der Stadt muss mit diesen schwerwiegenden finanziellen Aspekten und den Auswirkungen auf andere Bereiche habgewogen werden. Dies ist die Verantwortung des Gemeinderates. Dabei muss auch die Tatsache einfließen, dass insbesondere in den Hallenbädern Külsheim und Höpfingen freie Schwimmzeiten angeboten werden können. Sicherlich sind mit der Nutzung der auswärtigen Bäder Fahrzeiten und -kosten verbunden. Dennoch konnten den Gruppen in Abstimmung mit den Kommunen Külsheim und Höpfingen deutlich mehr Zeiten angeboten werden, als gewünscht werden. Als Ausgleich für den Mehraufwand bezuschusst die Stadt jede Badestunde. Ebenfalls kann auch das Hallenbad im Fechtzentrum Tauberbischofsheim für bestimmte Schwimmangebote genutzt werden, hier finden z.B. Schwimmkurse einer Schwimmschule statt und auch Grundschulen haben dieses Bad bereits genutzt.

Sobald Bund und Land bereit sind, auch den laufenden Unterhalt von Bädern dauerhaft in einer angemessenen Höhe zu fördern, können die Planungen für den Neubau eines Hallenbades wiederaufgenommen werden.

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