Klimaresilienter Wald in Tauberbischofsheim
Der Klimawandel macht den Wäldern in Mitteleuropa schwer zu schaffen. Lange Trockenphasen und sich verändernde Vegetationszeiten schwächen das Ökosystem Wald. Borkenkäfer breiten sich aus, die Baumkronen werden licht und viele Bäume sterben ab. Die natürliche Kohlenstoffdioxid-Senke droht wegzufallen.
Die Mittelwaldbewirtschaftung verspricht, den Wald klimaresilienter zu gestalten. Die historische Waldnutzungsform könnte in Tauberbischofsheim modellhaft eine Renaissance erleben. Aktuell forschen Forstwirtschaftsstudent Nikolai Roll zusammen mit Thomas Lehn vom Regierungspräsidium Freiburg und Prof. Dr. Sebastian Hein von der Hochschule für Forstwirtschaft Rottenburg im Rahmen einer Bachelorarbeit zu diesem Thema. Die Forschenden stellten Bürgermeisterin Anette Schmidt und Klimaschutzmanager Alexander Stiller die Idee hinter der Forschungsarbeit vor.
Die Mittelwaldbewirtschaftung ist eine historische Waldbewirtschaftungsform, bei welcher nach einer initialen ökologischen Störung eine Dynamisierung folgt, die mehrere positive Effekte mit sich bringt. Durch die lichte Form der Wälder steigt die Biodiversität, da mehr Licht auf den Waldboden fällt, sodass dort mehr Pflanzen blühen. Dies stärkt den Naturschutz vor Ort. Das erwirtschaftete Holz wird ökonomisch genutzt, beispielsweise als Brennholz und für das Betreiben von Hackschnitzel-Blockheizkraftwerken. Auf diese Weise werden fossile Energieträger substituiert und das Klima geschont. Darüber hinaus speichert nicht nur das Holz in den Bäumen, sondern auch der Waldboden viel Kohlenstoff. Der Boden in Mittelwäldern kann durch die erhöhte Lichtzufuhr mehr Kohlenstoff speichern als der Boden von Hochwäldern. Die Kohlenstoff-Senke Wald kann durch die Mittelwaldbewirtschaftung noch mehr CO2-aufnehmen
Bürgermeisterin Anette Schmidt ist begeistert von dem studentischen Projekt: "Die Idee des Mittelwaldes ist großartig. Ökologie und Ökonomie gehen Hand in Hand. Die nachhaltige und naturschonende Waldbewirtschaftung hat großes Potenzial, um den Wald resilient gegen den Klimawandel zu machen; sie ist ein Baustein um rechtzeitig die Weichen zu stellen unsere Heimat und unsere Kulturlandschaft zukunftsfähig zu machen. Wir sind gespannt auf die Ergebnisse der Bachelorarbeit von Herrn Roll."
Letztendlich muss dann zu gegebener Zeit (voraussichtlich im Sommer 2025) der Gemeinderat über eine mögliche Umsetzung der Maßnahmen und der Entwicklung einer fast 50 Hektar großen Mittelwaldfläche im Stadtwald auf Gemarkung Distelhausen entscheiden.